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Wenn Lebensmittel teurer werden – Auswirkungen auf Gesundheit und Gesellschaft

Die SME Connect Initiative Healthy Lifestyle at Work & Home (HLI) war vom Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in München, als Kooperationspartner zur Veranstaltungsreihe #Mehrwert Europa eingeladen. Das Thema der Podiumsdiskussion war das wichtige gesellschaftliche Gesundheits- und Sozialthema „Wenn Lebensmittel teurer werden – Auswirkungen auf Gesundheit und Gesellschaft“ am 14. Dezember 2023 im Café Luitpold in München ein.

Wie steht es um die Ernährung der Bürger in der EU und insbesondere für Deutschland? Und was können Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zur Verbesserung der Gesundheit beitragen? Die Inflation in der Europäischen Union, angetrieben durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, stellt weiterhin eine große Belastung für die Menschen dar. Die Folge sind höhere Preise in vielen Lebensbereichen wie Energie und auch bei Lebensmitteln. Viele Menschen sind deshalb gezwungen zu sparen. Dies führt nicht nur zu einer Veränderung des Ernährungsverhaltens, sondern oft auch zu einer ungesünderen Ernährungsform. Dies bedeutet nicht immer zu wenig, sondern auch oft zu viel und dabei zu einseitig – gerade dieses Phänomen der Ernährungsarmut im Überfluss nimmt in Europa zu.

Wie können die EU, ihre Mitgliedländer und die Gesellschaft auf diese Entwicklung reagieren? Europaabgeordnete Marlene Mortler, Vorsitzende der SME Connect Arbeitsgruppe Landwirtschaft, Lebensmittel und Konsumenten, sowie die Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt, debattierten mit Wissenschaftlern, Experten, Verbandsvertretern und Bürgern über Ernährungsarmut, Preissteigerung sowie konkrete Maßnahmen Europa und Bayern gesünder zu machen. Moderiert wurde die Debatte von sowie Dr. Udo Bux, Leiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in München.

In der Diskussionsrunde wies die Europaabgeordnete Marlene Mortler darauf hin, dass die Politik nicht vorschreiben solle, was gegessen werden dürfe und was nicht. Für sie sei vielfältige Ernährung die beste Medizin: abwechslungsreich, regional und saisonal. Aber natürlich vor allem nicht zu viel, sondern bedarfsgerecht. Gabi Schmidt MdL unterstrich hierzu auf die Bedeutung von Landwirtschaftsbetrieben und lokalen Lieferketten hin. Qualität und Preise, müssen für Bauern und Konsumenten lebenstauglich sein.

Jutta Saumweber, Referatsleiterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern, gab wichtige Einblicke zur Preisgestaltung bei großen Discountern sowie zur Nährwertkennzeichnung als Grundlage für bewusste Kaufentscheidungen der Konsumenten. Durch den Preisanstieg sei es gerade für die Ärmsten in der Gesellschaft nur schwer möglich sich gesund und ausgewogen zu ernähren, so Axel Schweiger, Vorstand der Münchner Tafel e.V., der von seinem Alltag auf den Straßen Münchens berichtete. Jede Woche verteile er zusammen mit seinen 1.000 Ehrenamtlichen Lebensmittel an 20.000 bedürftige Münchnerinnen und Münchner – Tendenz deutlich steigend. Daher richtete auch er einen dringenden Appell an die Politik, um den Hunger sukzessive von den Straßen Münchens zu beseitigen.

Wie dramatisch diese Entwicklung derzeit ist, erklärte Soziologin Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, die in ihrem Buch „Die verdrängte Realität: Ernährungsarmut in Deutschland – Hunger in der Überflussgesellschaft“ die Wirklichkeit von Hunger in Deutschland anhand von qualitativen Daten aufzeigen konnte. Kurzfristig sprang Frau Prof. Dr. Flechtner-Mors von der Universitätsklinik Ulm aus dem Publikum für eine krankheitsbedingt ausgefallene Expertin ein. Sie brachte die Perspektive der modernen Ernährungswissenschaft in die Runde und verband diese mit dem Lebenssituation der Menschen. Gute Ernährung kann wesentlich durch Wissen und Information gefördert werden. Diese muss nicht zwangsläufig teurer sein, stellt aber nicht selten für den Einzelnen eine deutliche Umstellung der Gewohnheiten dar.

In der nachfolgenden offenen Debatte waren sich Teilnehmer und Bürger einig: Es sollte mehr Initiativen geben, die die Bevölkerung über gesunde Ernährung informieren, insbesondere um eine kostengünstige und gesunde Ernährung zu ermöglichen. Besonders wichtig sei die Vermittlung von Ernährungskompetenz bereits im Kindergarten und der Schule. Gabi Schmidt MdL betonte auch die besondere Bedeutung des Ehrenamts in der Sozialarbeit. Des Weiteren sollte die Politik die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln im Blick behalten, z.B. um gegebenenfalls sozialpolitisch aktiv zu werden oder sicherzustellen, dass die Produktionskosten von Lebensmitteln nicht durch unnötige Belastungen steigen.